Von Wimmelbildern und Kinderspielen

Drei frühe Werke Bruegels werden als sogenannte „Wimmelbilder“ bezeichnet. Es handelt sich um den „Kampf zwischen Fasching und Fasten 1559“ sowie „Die niederländischen Sprichwörter“, Berlin (um 1559) und das Gemälde „Kinderspiele“ aus dem Jahr 1560.

Kinderspiele1

Zu den Kriterien der „Wimmelbilder“ gehört zum einen die gewählte Perspektive. Der Horizont ist hoch angelegt. Dadurch entsteht eine sogenannte „Aufsicht“: Wir sehen auf das Geschehen wie von oben herab und können viele Details entdecken.

Besonders spannend ist die Perspektive der Häuser entlang der Straße rechts oben, die an Sebastiano Serlio (1475 – 1554) erinnert. Dieser hatte im 16. Jahrhundert Architekturtraktate geschrieben, die bei Bruegels Schwiegervater Pieter Coecke van Aelst verlegt wurden. In diesen Traktaten wird auch auf „Bühnenbilder“ für Maler eingegangen.

Und ein wesentlicher Aspekt der „Wimmelbilder“ ist natürlich die unglaubliche Anzahl an Figuren und Details, die es zu entdecken gilt.

Auf der Bildfläche tummeln sich etwa 230 Figuren

Es sind fast ausschließlich Kinder, die in über neunzig unterschiedliche Spiele involviert sind. Manche der Spiele kennen wir heute noch: das Blinde Kuh-Spiel zum Beispiel. Andere sind uns ganz fremd und konnten nur durch ausführliche Studien identifiziert werden.

Einige Kinder imitieren auch Aktivitäten der Erwachsenen, etwa bei der Hochzeits- und der Taufprozession sowie beim Kaufmannsladen.

Aber Bruegel stellt nicht nur zahlreiche Spielarten akribisch dar, sondern auch Gemüter von ruhig bis aggressiv. Mit wenigen Pinselstrichen schafft es der Maler, Mimik und Körpersprache zu vermitteln.

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Pieter Bruegel d. Ä.
Kinderspiele
1560 // Signiert und datiert rechts unten auf dem Balken: „BRVEGEL 1560“ // Eichenholz, 116,4 × 160,3 cm // Wien, Kunsthistorisches Museum, Gemäldegalerie, Inv.-Nr. 1017

Und auch hier hält Bruegel uns wieder einmal einen Spiegel vor: Ein Kind blickt uns durch eine Erwachsenenmaske an. Äfft es uns nach?

Während der/die BetrachterIn, der Erwachsene, das Bild ansieht und wieder in die pulsierende Welt der Kinder eintauchen darf, sieht uns das Kind an.

Vielleicht spielt Bruegel auf Sebastian Brants „Narrenschiff“ an: „Den Eltern gleicht der Kinder Gesicht / Wo man vor ihnen schämt sich nicht.“

Dieses Gemälde gibt uns, wie auch „Kampf zwischen Fasching und Fasten“, besonders wertvolle Hinweise auf die Arbeitsweise Bruegels. Werfen Sie mit uns aufschlussreiche Blicke ins Innere der Tafelbilder und erfahren Sie mehr über unser Forschungsprojekt.

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