Sechs Jahreszeiten für einen Speisesaal
Pieter Bruegels Hauptwerk ist der sogenannte Jahreszeiten-Zyklus. Er gestaltete die Serie, die ursprünglich aus sechs großformatigen Tafelbildern bestand, für den Landsitz „t’goed ter Beke“ des Geschäftsmanns und Sammlers Nicolaes Jongelinck in der „Marggravelei“ nahe Antwerpen. Wahrscheinlich waren die Gemälde Teil der Speisesaal-Dekoration.
Heute sind wir gewohnt, die Jahreszeiten in vier Bildern zu visualisieren. Damals war es in den Niederlanden allerdings üblich, die Jahreszeiten in sechs Etappen darzustellen. Denn Vorfrühling und Frühling sowie Frühsommer und Hochsommer wurden einzeln dargestellt.
Von den ursprünglich sechs Gemälden sind nur fünf heute bekannt.
Blau
Ein theatralischer Text
von Daniel Uchtmann
aus der Produktion „Ganymed dreaming“ von Wennessoweitist (Jacqueline Kornmüller und Peter Wolf)
gelesen von Peter Wolf
Davon gehören drei Gemälde zur Sammlung des Kunsthistorischen Museums: der Vorfrühling, der Herbst und der Winter. Der Frühsommer ist Teil der Sammlung des Palais Lobkowicz in Prag und der Spätsommer befindet sich im Metropolitan Museum in New York.
In der Ausstellung „Bruegel“ gibt es ein großes Wiedersehen: „Die Heuernte“, die den Frühsommer repräsentiert, kommt als Leihgabe aus dem Palais Lobkowicz in Prag nach Wien und ist nach 350 Jahren erstmals wieder gemeinsam mit dem Vorfrühling, dem Herbst und dem Winter zu sehen.
Dreidimensionale Weltlandschaft
Jongelincks Gäste müssen beim Betreten des Saals überwältigt gewesen sein. Denn wir nehmen an, dass die „Jahreszeiten“-Bilder rundum im Speisesaal auf drei oder vier Wänden zu sehen waren.
Dadurch präsentierte sich Bruegels „Jahreszeiten“-Zyklus als dreidimensionale Weltlandschaft von unübertroffener Größe.
Von Jongelincks Speisezimmer traten die sechs Bilder eine Reise an, die sie schlussendlich als Geschenk zu Erzherzog Ernst, dem jüngeren Bruder von Kaiser Rudolf II., führte. Die Stadt Antwerpen hatte ihm die „Jahreszeiten“-Bilder geschenkt, da er Ende des 16. Jahrhunderts Statthalter der Südlichen Niederlande war. So gelangten sie in die Sammlung der Habsburger, wie auch mehrere weitere Tafelbilder Bruegels.